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Mittelalter

Mittelalter

Mittelalter

Der Begriff "Mittelalter" wurde erst während der Renaissance geprägt. Er bezeichnete den Zeitabschnitt zwischen Altertum und Neuzeit. Die Abgrenzungen sind heute stark umstritten. Meist wird das Mittelalter unterteilt in frühes, hohes und spätes Mittelalter. Im numismatischen Bereich wird gewöhnlich der Anfang der Pfennigprägung unter Karl dem Großen dem Anfang des Mittelalters gleichgesetzt, es endet mit dem Beginn der Großsilbermünzen, in den meisten Gebieten um das Jahr 1500. Die Münzen von Byzanz, dem oströmischen Reich, werden traditionell als antike Münzen bezeichnet, obwohl sie eigentlich in die Zeit des Mittelalters fallen. Wir wollen hier das Mittelalter schon mit den merowingischen Münzen beginnen, obwohl sie oft zu der Gruppe der Münzen der Völkerwanderungszeit gezählt werden.

Merowinger
Nach dem Sieg des Klodevig über die Römer bei Soissons im Jahre 486 herrschten die Merowinger im fränkischen Reich, das sich im Osten bis Regensburg erstreckte. Merowingische Münzen sind grundsätzlich selten und meist schwer deutbar. Viele nennen eine Münzstätte und den Namen des Münzmeisters. Wahrscheinlich zogen die Münzmeister durch das Reich und prägten "vor Ort" überall dort, wo es Gold oder Silber gab. Vielleicht trieben sie gleichzeitig auch Steuern ein. Mit den römischen Münzemissionen konnten sich diese gelegentlichen Ausgaben nicht messen, es herrschte wohl bei der Bevölkerung vorwiegend Tauschhandel. Als Kleingeld liefen im 5. bis 8. Jh. gelegentlich noch alte römische Münzen um. Vielleicht dienten auch Glasperlen o.ä. als vormünzliche Zahlungsmittel. Ab ca. 500 bis ca. 570/580 prägten die Merowinger "pseudo-imperiale Münzen", Imitationen der römischen Gold-Tremisses (=1/3 Solidus, ca. 1,5 g Gold). Kupfer-oder Silbermünzen fehlten völlig. Ihnen folgten bis etwa 670 Tremisses als nationale Serien, erst danach wurden silberne Deniers (Denare) geschlagen. Aus Friesland, England und Dänemark kennen wir aus dieser späten Zeit Sceattas, silberne Münzen in ähnlicher Größe.

Karolinger
Mit der Ablösung der Merowinger durch den ersten Karolinger, Pipin (751-768), hörte die Prägung dieser kleinen Münzen auf. Aus der Münzreform Pipins ging die Teilung des römischen Pfunds (327,45 g) in 240 Silber-Pfennige hervor. Der Pfennig wurde als einzige Münzsorte ausgeprägt, der Schilling (sou) zu 12 Pfennig (Denaren) blieb vorerst nur eine Recheneinheit. In England wurde das britische Pfund noch bis zur Einführung des Dezimalsystems 1971 nach diesem System in 240 Pennies (20 Schilling zu je 12 Pennies) unterteilt. Karl der Große (768-814) erhöhte das Gewicht des Pfundes, indem er das Karolingische Pfund, vermutlich zu 409 g, einführte, so dass jetzt der Pfennig 1,7 g wog.

Hoch- und Spätmittelalter
Nach dem Zerfall der karolingischen Zentralmacht bildeten sich bald regionale Münzsysteme aus; die Menge von unterschiedlichen Pfennigprägungen war enorm. Eine Besonderheit bildeten die Brakteaten (von lat. bractea, dünnes Blech), große, aber papierdünne Pfennige, deren Prägebild nur von einer Seite eingedrückt war. Durch die große Fläche von bis zu ca. 5 cm Durchmesser ermöglichten sie den Stempelschneidern bisher nicht gekannte Möglichkeiten der Gestaltung des Prägebildes. Die Brakteaten der Stauferzeit gehören zu den schönsten und prächtigsten Münzen überhaupt. Die ersten entstanden um 1130 in der Mark Meißen, von dort verbreitete sich diese eigentümliche Münzform nach Thüringen, Niedersachsen, die Mark Brandenburg, und Hessen. Im Süden bildete sich um Augsburg und Konstanz ein weiteres, künstlerisch jedoch nicht vergleichbares Brakteatengebiet aus. Der Hochblüte von 1150 bis 1200 folgte ein rascher Niedergang. Die Zeit der Brakteaten-Münzen dauerte wenig mehr als ein Jahrhundert. Der silberne Pfennig blieb bis 1266 nördlich der Alpen die einzige Münzsorte, von einigen seltenen Teilstücken, den Obolen und Hälblingen, abgesehen. Erst dann wurden in der französischen Stadt Tours erstmalig größere Münzen im Wert von 12 Pfennigen geprägt. Dieser "Große aus Tours", lateinisch grossus turonus, bewährte sich so, dass auch deutsche Fürsten und andere Länder diese Münzeinheit ausgaben. Aus dem lateinischen Wort grossus, groß, entstand das deutsche Wort Groschen. In die gleiche Zeit fallen die ersten Ausgaben von Goldmünzen nach Vorbild der venezianischen Florine. Hier wurden sie Gylden oder Gulden, "goldener Pfennig", genannt. Das Ende des Mittelalters ist geprägt durch Versuche, größere und höherwertige Münzen zu prägen. Von diesen setzt sich schließlich um 1500 der Guldengroschen (Silbermünze im Sollwert eines Goldgulden) durch, aus dem dann der Taler hervorging.

Merowinger. Frankreich, Bistum Le Mans. Denar, um 720.
Vs.: Die Heiligen Gervais und Protais, dazwischen ein Menhir. Umschrift: "tE HO MANNIS".
Rs.: Krückenkreuz mit Punkten, "Eb RICHARIVS" (Name des Monetarius, des Münzmeisters).
Silber.

Karolinger. Karl der Kahle, 843 - 877 Pfennig (Denar) aus Le Mans.
Vs.: Monogramm KAROLVS,
Umschrift: GRATIA DOMINI REX, König dank Gottes Gnaden.
Rs.: Kurzes Kreuz, CINOMANIS CIVITAS, Stadt Mans.

Stadt Metz. Groschen, 14. - 15. Jh.
Vs.: Hl. Stephan kniet, S´*STEPHANVS PROT hO´* M
Rs.: Doppelter Schriftkranz, innen: GROSSVS*METE.
Die Rückseite entspricht dem Typ des "Ur-Groschens", der Turnose der Stadt Tours.
Silber.

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