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Der Pfennig

Der Pfennig

Der Pfennig

Wer den Pfennig nicht ehrt
Eine Geschichte des guten, alten Pfennigs

Für uns ist der Pfennig verloren gegangen, wie, das wissen wir alle: Er wurde ersetzt durch den Euro-Cent. Aber wie entstand der Pfennig eigentlich, seit wann gibt es ihn überhaupt?
Tatsächlich ist Pfennig, Pfenning oder Penning eine sehr alte Münzbezeichnung. Woher sich das Wort ableitet, ist nicht geklärt. Vielleicht hat es mit "Pfand" zu tun, oder mit der lateinischen Bezeichnung "pannus" für ein Stück Tuch, das im Altertum als Tauschware begehrt war und so zu einer Art Geldersatz wurde?
Die ersten Pfennige wurden schon unter Kaiser Karl dem Großen im 9. Jh. geprägt, sie sind also etwa 1200 Jahre alt. Damals bestand der Pfennig noch aus Silber. Bald darauf gaben viele Fürsten ihre eigenen Pfennige aus. Die der Erzbischöfe von Köln, der reichen und einflussreichen Handelsstadt am Rhein, waren besonders begehrt, man findet sie in vergrabenen Schätzen sogar im Baltikum und in Schweden. Der Pfennig besaß eine recht hohe Kaufkraft. Für einen Pfennig bekam man 2 Hühner oder 15 große Brote, ein Schwein kostete 6 bis 12 Pfennige, ein Ochse 60 Pfennige.
Im Mittelalter lief für fast 500 Jahre, bis zum Ende des 13. Jh., der silberne Pfennig als einzige Münzsorte um, es gab noch keine Groschen oder andere Werte. Für größere Zahlungen brauchte man natürlich auch eine große Menge Pfennige, sie wurden dann nicht gezählt, sondern einfach gewogen. Dazu muss man wissen, dass bis ins 20. Jh. das Geld noch wirklich wertvoll war. Die Münzen, zumindest die größeren Werte, bestanden aus Silber und Gold. Brauchte man Gold für ein Schmuckstück oder etwa für einen Zahn, konnte man dem Goldschmied einfach einige Münzen geben, die er dann einschmolz und verarbeitete. Ein Land oder Herrscher konnte nur so viel Geld herstellen oder ausgeben, wie er Silber und Gold besaß - er gewann es durch Handel, durch Eintreiben von Zöllen oder direkt aus dem Bergbau. Erst in den letzten hundert Jahren wurde nicht nur das Papiergeld, sondern auch alle Münzen zum "Kreditgeld", zu Wertmarken und Gutscheinen, auf denen der Staat oder die Zentralbank für den Wert garantiert. Sie stellen selbst also keinen Wert dar, wie Gold oder Silber, sondern sind nur wertvoll, solange sie eingelöst werden.
Zurück zur Geschichte. Vor fast 750 Jahren, 1266, wurden in der französischen Stadt Tours erstmalig größere Münzen im Wert von 12 Pfennigen geprägt. Dieser "Große aus Tours", auf lateinisch grossus turonus, bewährte sich so, dass auch deutsche Fürsten und andere Länder diese Münzeinheit ausgaben. Aus dem lateinischen Wort grossus, groß, wurde das deutsche Wort Groschen.
Den Spruch "…ist des Talers nicht wert" gab es damals noch nicht. Erst um 1500, zur Zeit, als Kolumbus Amerika entdeckte, prägten die Grafen von Schlick in Böhmen die ersten dieser großen Silbermünzen. Nach dem Fundort des Silbers, Joachimsthal, nannte man sie Joachimsthaler Guldengroschen, bald nur noch kurz: Taler. Der Pfennig degradierte dann zur Scheidemünze, zum Kleingeld, er besaß nicht mehr den eigentlichen Wert als Edelmetall. Bald gab es ihn überall nur noch aus Kupfer.
Bis zur Gründung des deutschen Kaiserreiches 1871 herrschte in Deutschland ein ziemliches Chaos auf dem Gebiet des Geldes (Deutschland 1793-1871). Einige der deutschen Länder hatten sich zwar schon zu Währungsgebieten zusammengeschlossen und prägten Münzen, die in den Partnerländern ebenfalls galten, dennoch gab es vor 1871 mehr als 20 unterschiedliche Geldbezeichnungen, wie Heller, Kreuzer, Taler oder Gulden. Im 19. Jh. galten 12 Pfennige einen Silbergroschen, später übertrug sich der Begriff Groschen auf das 10-Pfennig-Stück. Die Währungsumstellung 1871 brachte ein neues Geldstück, die Mark. Ursprünglich war die Mark eine mittelalterliche Gewichtseinheit für Edelmetalle, die Kölner Mark wog z.B. 234 Gramm. Der Name hängt zusammen mit "markieren". Die Mark unterteilte sich in 100 Pfennige, hier behielt man den traditionsreichen Namen bei (Deutschland 1918-1945). Der erste Pfennig aus der Zeit nach der Umstellung 1871 bestand aus Bronze. Auf der einen Seite zeigte er die Wertzahl, auf der anderen den kaiserlichen Wappenvogel, den Adler. 1917, während des 1. Weltkriegs, wurden die Bronzepfennige aus dem Ersatzmetall Aluminium hergestellt. Ein paar Jahre später erreichte die Inflation ihren Höhepunkt. Ende 1923 konnte sie mit Hilfe einer neu eingeführten Mark, der Rentenmark, gestoppt werden. Eine Billion Inflationsmark wechselte man um in eine Rentenmark, das heißt, ein Rentenpfennig besaß den "Wert" von 10 000 000 000.- (zehn Milliarden) alter Papier-Mark. Ein Jahr später löste der Reichspfennig diesen kupfernen Rentenpfennig ab. Beide zeigen eine Garbe. Dieses Symbol für die Landwirtschaft wird ab 1936 auf den Münzen des unseligen "Dritten Reiches" durch den Reichsadler ersetzt, der in seinen Fängen das Hakenkreuz hält.
Im nun folgenden 2. Weltkrieg prägte man etwas anders gestaltete Pfennige, nun aber nicht mehr aus Kupfer, sondern aus gräulichem Zink. Diese Zink-Pfennige galten noch bis 1948, als der Krieg schon drei Jahre vorbei war, die Menschen aber noch große Not litten. 1948 erklärte die Währungsreform alles alte Geld für ungültig, die D-Mark, wieder zu 100 Pfennigen, wurde unser neues, stabiles Geld, das uns 53 friedliche Jahre lang recht treu diente (Deutschland nach 1945). Auch diese Pfennige bestanden nicht aus Kupfer, wie es den Anschein hatte, sondern aus Eisen mit einer aufgewalzten Kupferschicht. Sie wurden jetzt abgelöst durch die Euro-Cents aus dem gleichen Material.
Anders als etwa in Amerika bückte man sich in Deutschland vor 2002 noch immer nach einem Pfennigstück; nicht wegen seiner Kaufkraft, sondern weil es tugendsam war. Tat man es nicht, brachte dies Armut und Unglück, denn: Wer den Pfennig nicht ehrt…
Ob sich die alten Sprüche zum Geld allmählich auch auf die neue Euro-Währung übertragen werden? "Wer den Cent nicht ehrt, ist den Euro nicht wert"?


Karl der Große, 768 - 814.
Dies ist eine der ersten Pfennig-Münzen.
Alle Pfennige des Mittelalters bestanden aus Silber. Größere Münzen gab es noch nicht.

Karl der Kahle, 843 - 877
Pfennig aus Le Mans mit dem Monogramm KAROLVS und der Umschrift: Gratia Domini Rex: König dank Gottes Gnaden.

Soester Nachprägung eines Kölner Pfennigs der Kaiser Otto II. und III., 973 - 1002, aus dem 11. bis 12. Jh.
SANCTA COLONIA / ODDO IMP AVG (entstellt).
Die Pfennige der reichen Handelsstadt wurden überall akzeptiert und auch nachgeahmt, man findet sie bis ins Baltikum

Kaiser Konrad und der Kölner Erzbischof Pilgrim, 1027 - 1036
Kölner Pfennig mit dem Portrait des Kaisers

Braunschweig
Herzog Heinrich der Löwe, 1142 - 1180
Pfennig, sog. Brakteat, aus sehr dünnem Silberblech einseitig geprägt.
Mit dieser Technik, die nur in einigen Landesteilen angewendet wurde, konnten prächtige, große Münzen geprägt werden, die dennoch leicht waren, d.h. nur wenig des kostbaren Silbers enthielten

Erzbistum Köln
Philipp von Heinsberg, 1167 - 1191
Kölner Pfennig

Niederbayern
1231 - 1253.
Nach der Prägetechnik Vierschlagpfennige genannt.
Die Rückseite ist blank, d.h. ohne Bild.


Erzbistum Köln
Siegfried von Westerburg, 1275 - 1297
Nachdem Siegfried die Schlacht bei Worringen 1288 verloren hatte, konnten die Kölner Erzbischöfe nicht mehr innerhalb der Stadt prägen.

Stadt Köln
Einseitig geprägter Pfennig, nach 1512.
Die drei Kronen, Symbol der Hl. Drei Könige, über einem Wappenschild von Mainz, Köln, Trier und Bayern. Diese Städte und Fürsten hatten sich immer wieder zu Münzvereinen zusammengeschlossen und prägten, vergleichbar mit dem Euro-Geld, Münzen mit ähnlichem Aussehen.

Sachsen
August III., König von Polen und Kurfürst, 1733 - 1763
Kupfer-Pfennig 1752
Nur selten findet man auf solchen Kleinmünzen das Portrait des Fürsten.

Königreich Preußen
Kupfer-Pfennig 1870
Die alphabetische Bezeichnung der Münzstätten wurde bis heute beibehalten, A = Berlin


Deutsches Kaiserreich
Kupfer-Pfennig 1873 - 1889 mit kleinem Adler.

Deutsches Kaiserreich
Kupfer-Pfennig 1890 - 1916 mit großem Adler

Aluminium-Pfennig aus dem 1. Weltkrieg, 1917

Rentenpfennig 1924,
Kupfer.
Die Einführung der Rentenmark konnte die größte Inflation aller Zeiten beenden; 1 Billion Mark wurde im November 1923 in eine Rentenmark umgewandelt. Dieser Rentenpfennig hatte also den Wert von 10 000 000 000.- (zehn Milliarden) Mark.

Erst Mitte 1924 gab es neue Reichsmark und Reichspfennige, sie wurden bis 1936 geprägt.



Pfennig 1939, Kupfer.
Ab 1936 begann man, die alten Reichspfennige durch neu gestaltete Münzen zu ersetzen.
Sie zeigen den Adler mit Hakenkreuz als neues Hoheitszeichen.

Reichspfennig 1943, Zink
Während des Zweiten Weltkrieges benötigte man Kupfer für die Rüstungsindustrie. Es wurden z.B. Patronenhülsen daraus gefertigt. Das billige, aber unschöne und wenig haltbare Zink musste die Kupfermünzen ersetzen.

Die letzten Pfennige, 1948 und 1949 als erste Münze nach der Währungsreform  mit der Inschrift "Bank Deutscher Länder", nach 1950 mit "Bundesrepublik Deutschland" ausgegeben.

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