Schon in der Steinzeit gab es rege Handelsbeziehungen. Auch wenn wohl meistens Ware gegen Ware getauscht wurde, nimmt man heute doch an, dass es so etwas wie "Zahlungsmittel" gegeben haben wird: Objekte, die haltbar waren, relativ leicht zu transportieren und von vielen begehrt und akzeptiert sein mussten. Ob es sich bei halbfertigen Steinbeilen, die in großen Horten gefunden wurden, um so eine Geldform gehandelt hat? Unser Münzgeld hat sich in den letzten 2600 Jahren entwickelt. Anders als in der Südsee oder in Afrika, wo die Funktion als Schmuck oder Waffe den Wert einer Geldform bestimmte (Traditionelle Zahlungsmittel), handelte es sich bei der Geldform unseres Kulturkreises, der Münze, im Grunde um einen geprägten kleinen Barren, bei dem der Materialwert zählte. Erst relativ spät gab es auch Münzen, die nur einen fiktiven Wert aufwiesen; heute ist dies die Regel.
Auch wenn der normale Handel als Tauschverkehr stattfand, kann man annehmen, dass in unserem Kulturbereich vor der "Erfindung" des geprägten Münzgeldes Barren aus unterschiedlichem Material als wertvolle Zahlungsmittel Verwendung fanden. Merkwürdigerweise wurden die Frühesten durchaus in Formen hergestellt, die noch an funktionale Objekte erinnern, wie Halsschmuck oder Axtköpfe. |
Abb. 1: Ösenringbarren, frühe Bronzezeit, 2300-2000 v. Chr. |
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Aus der frühen Bronzezeit (2300 bis 2000 vor Chr.) kennen wir Barren in Form von Halsringen. Einige Jahrhunderte später zu datieren sind eine Gruppe dünnerer, nur noch ca. 100 g schwerer Halsringbarren, denen man die Herkunft ihrer Form, den Halsring, kaum noch ansieht (Abb. 1 und 2). | Abb. 2: Halsringbarren der frühen Bronzezeit, Anfang des 2. Jhts. v. Chr. |
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In der gesamten Bronzezeit wurden schwere Kupferbarren in sehr einfacher Linsenform gegossen. Ob sie als Geld oder nur als wertvolles Rohmaterial dienten, ist nicht belegt (Abb. 3). |
Abb. 3: Runder Kupferbarren |
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In der ausgehenden Bronzezeit, um 900 bis 800 v. Chr., verwendeten die keltischen Armorikaner im heutigen Frankreich und Belgien speziell gegossene dünnwandige Tüllenbeile als Geldform (Abb. 4). |
Abb. 4: Armorikanische |
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Die Kelten verwendeten in der vorrömischen Latènzeit, d.h. im letzten Jh. v. Chr., schwere vierkantige Eisenbarren, die in zwei Spitzen ausliefen, als Handelsware und vermutlich auch als Geld (Abb. 5). |
Abb. 5: Keltische Eisenbarren, |
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Obwohl in weiten Gebieten Europas im Mittelalter längst Münzgeld eingeführt war, bezahlte man in Mähren und der angrenzenden Slowakei noch im 11. Jh. nach Chr. mit merkwürdigen Eisenblechen, deren Form sich auf einen Axtkopf zurückführen lässt (Abb. 6). |
Abb. 6: "Großmährische |
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In Russland, bis nach Litauen, bestand auch im Spätmittelalter noch kein eigenes Münzsystem. Gegossene Silberbarren, in Rußland "Griwna", in Litauen "Kapa" (pl. "Kapos") genannt, traten an die Stelle von geprägtem Münzgeld (Abb. 7). |
Abb. 7: "Kapa", |
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Ein Zwischenglied zwischen Münze und Barrengeld bilden längliche Silberplättchen aus dem Gandhara-Reich des indo-baktrischen Kulturraums, im Gewicht von 2 persischen Sigloi (ca. 11,86 g). Sie wurden bei Merzaka im heutigen Afghanistan gefunden und werden ins 8. bis 7. Jh. v. Chr. datiert. Zusammen mit diesen Barren fand man auch bereits gestempelte Stücke, also das, was wir Münze nennen, man sieht ein Fragment im Bild unten links (Abb. 8). |
Abb. 8: Indo-baktrische |
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Das chinesische Münzsystem basierte nicht, wie unseres, auf Edelmetall, sondern auf gegossenen Bronzemünzen mit quadratischem Loch in der Mitte. Große Zahlungen wurden mit Sycees ausgeführt, Barren im Gewicht bis zu 50 Tael (ca. 1,85 kg). Geprägte Silbermünzen kamen erst Anfang des 20. Jh. in größeren Mengen in Umlauf. Das Wort Sycee, ausgesprochen "sait-si", ist eine westliche Verballhornung des chinesischen hsi-szu ("feine Seide") oder hsi yin ("feines Silber"). Manchmal wurden diese Barren wegen ihrer Form auch Schuhgeld, Seidenschuh oder Bootsgeld genannt (Abb. 9). |
Abb. 9: "Sycee". |
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Über das Thema "Barren als Zahlungsmittel - von der Bronzezeit bis ins 20. Jahrhundert" erschien 2003 anlässlich der 163. Ausstellung im "Fenster" eine 16-seitige bebilderte Broschüre, die als PDF-Datei (698 KB) heruntergeladen werden kann.
Kelten.
Armorikanische Tüllenbeile (Gerätegeld). Ausgehende Bronzezeit, um 900 bis 800 v. Chr. Teil eines Depotfundes aus der Gegend von Lyon (Frankreich).
In der ausgehenden Bronzezeit, um 900 bis 800 v. Chr., verwendeten die Armorikaner im heutigen Frankreich und Belgien speziell gegossene dünnwandige Tüllenbeile als Geldform. Bei den gewöhnlich in größeren Mengen zusammen gefundenen Exemplaren befinden sich Guß- und Schlackereste im Tüllenmund, auch ist typisch, dass die Gußnähte nicht abgeschliffen sind. Ein Gebrauch als Werkzeug kann damit ausgeschlossen werden: Diese Beile dienten ausschließlich als Zahlungsmittel und werden heute zur Gruppe der Gerätegelder gezählt.
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