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Heimspardosen

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Heimspardosen

Vom Flugpionier zur Heimsparbüchse

Wir kennen eine Sonderform der Spardose, die sogenannte Heimsparbüchse. Sie besteht fast immer aus Metall und zeichnet sich durch eine besonders stabile und schwere Bauart aus. Die Schlösser sind nicht so primitiv wie bei den "privaten" Sparbüchsen. Sparkassen, später auch Banken, gaben sie früher zusammen mit dem Sparbuch aus. Für diese Spardosen wurde im Sparbuch gewöhnlich ein Pfandvermerk, meist 3 Reichsmark, als Sicherheit gegen Verlust und Beschädigung eingetragen, sie waren also geliehen und gehörten weiterhin der Sparkasse. An einer in die Dose eingestempelten Nummer konnte jede Spardose identifiziert werden. Nur die Kassierer besaßen den passenden Schlüssel. Viele Sparkassen, auch die Kreissparkasse Köln, schickten noch in den 20er und 30er Jahren ihre Kassierer oder beauftragte nebenamtliche Personen zu ihren Kunden, um bei diesen zu Hause die Spardosen zu leeren. Sie bekamen für einen Wochenbesuch vor dem ersten Weltkrieg 3 Pf., für einen neuen Kunden 15 Pf. Der gesparte und eingesammelte Betrag wanderte dann aufs Sparbuch. Der Hausbesuch war schon Tradition, viele Sparer hatten sich verpflichtet, regelmäßig wöchentlich eine bestimmte Summe abholen zu lassen. Diese Gelder wurden mit Ablauf des Jahres mit 3 % verzinst. Für regelmäßige Sparer, insbesondere aus den Reihen der Dienstboten, Fabrikarbeiter oder Tagelöhner, die mehrere Jahre von ihrem Guthaben nichts abhoben, gab es Sparprämien - Vorläufer des Prämiensparens. Die Sparkassen unterstrichen dadurch ihren sozialen Charakter. Die Heimsparbüchsen wurden als Annahmestelle der Sparkasse im Hause des Sparers angesehen; das System erwies sich als sehr erfolgreich. In Dresden brachten 1908 die rund 4500 ausgegebenen Leihbüchsen bei 5200 Entleerungen 133.000 Mark, d.h. 26 Mark pro Büchse - viel Geld in dieser Zeit. Der Aufwand für Material, Verwaltung und Arbeit lohnte sich für die Sparkassen durch die Erhöhung des Einlagebestandes. Zahlreiche Sparkassen hatten sich dem System angeschlossen, Köln schien jedoch noch zu warten. In Amerika hatten etwa 1000 Sparkassen mehr als vier Millionen solcher Leihspardosen ausgegeben. Um 1910 waren in Deutschland bereits mehr als 50 Spardosen-Modelle in Umlauf. Die häufigste Form der Heimsparbüchse der zwanziger bis sechziger Jahre war oval, besaß einen klappbaren Bügel und ein aufgenietetes Blechschild. Ihre Form und das schwere Material brachten ihr den Spitznamen "Bügel-Eisen-Spardose" ein. In unserer  Sammlung Geldgeschichte besitzen wir Exemplare aus der ganzen Welt, von Schweden bis Indien oder China. Fast unbekannt dagegen ist die Entstehungsgeschichte der Heimspardose. Allem Anschein nach handelt es sich um eine Idee des Amerikaners Burns von 1890, den Sparern mit dem Sparkassenbuch auch eine Spardose auszuhändigen. In Europa wird behauptet, dies sei eine Erfindung eines dänischen Ingenieurs namens Jacob Christian Ellehammer (1871-1946). Ellehammer war berufsmäßiger Erfinder und Flugpionier. Als solcher konstruierte er einen "menschentragenden Drachen" und ging in die Geschichte ein, nachdem er 1906 als erster in Europa mit einem Motorflugzeug 42 m weit flog, und 1912 mit einem Hubschrauber startete. Immerhin stieg dieser einen halben Meter hoch. Um 1900 entwickelte er für Landsmansbanken (heute Danmarks Bank) ein Modell für eine Heimspardose aus Messing. Für wie bedeutend die Erfindung gehalten wurde, können wir aus dem Honorar für Ellehammer sehen. Er bekam für seine Idee den für diese Zeit enormen Betrag von 3.000,-- Kronen, das waren immerhin 150 Goldmünzen zu 20 Kronen! Als Vorbild der häuschenförmigen Spardose wählte er ein Portal von Den Danske Bank af 1871, das heute noch in Kopenhagen erhalten ist. Im Giebel jeder Spardose wurde eine eigene Nummer eingepunzt. Die Sparbüchsen waren in mehreren Teilen aus Messing gegossen und von innen zusammengeschraubt. Sie wogen mehr als ein Kilogramm. Auf ihrer Rückseite besaßen sie eine Öse zum Festschrauben auf einer Platte. Genügte anfangs der Schlitz, der übrigens mit raffinierter Technik beweglicher Kugeln gegen unerwünschtes Entleeren gesichert war, folgte bald eine Ausgabe mit einem zusätzlichen runden Loch, durch den auch die vermehrt in Umlauf befindlichen Banknoten eingeworfen werden konnten. Das Modell wurde oft kopiert, wie in Holland oder Finnland, andere Banken wählten eigene Vorbilder, zum Beispiel in Buchform, mit Kunstleder überzogen. Nach dem Krieg wurden Heimspardosen ohne Pfand ausgegeben, zu groß war der Verwaltungsaufwand. Besonders anläßlich des Weltspartages kamen aber viele Erwachsene und Kinder, um vom Kassierer ihre Dose aufschließen zu lassen, sie legten den darin befindlichen Betrag auf ihr Sparkonto. Seit den siebziger Jahren werden keine  Heimspardosen mehr ausgegeben, zu groß ist für die Sparkassen-Angestellten der Aufwand des Leerens. Viele landeten dann auf Flohmärkten und in Sammlungen. Aber noch heute kommen gelegentlich Kunden mit solch einer alten Spardose in die Sparkasse und fragen die Kassierer, ob sie noch einen Schlüssel haben. Oft kann dann nur noch die Sammlung Geldgeschichte mit ihrem Schlüsselfundus helfen, und manchmal hat sie dann die Spardose sogar als Dank behalten dürfen.


"Bügel-Eisen-Spardose", Leihspardose der Kreissparkasse Köln. Deutschland, dreißiger bis fünfziger Jahre.

Sparbuch der Kreissparkasse Köln, ausgestellt 1943. Das Emblem der Rückseite symbolisiert eine "Bügeleisen-Spardose".

England: Private Spardose in Form der "Bügel-Eisen-Spardose", dreißiger Jahre. Porzellan

Dänemark: Heimspardose in Häuschenform, Dies ist die älteste, von Ellehammer entwickelte Heimsparbüchse. Anfang 20. Jh. Messing, in Platten gegossen.

Dänemark: Neuausgabe der ältesten Heimspardose aus grünem Kunststoff, um 1970.

Finnland: Heimspardose in Häuschenform, um 1910, nach Vorbild der dänischen Ellehammer-Spardose. Messing, in Platten gegossen.  


Österreich: Heimsparkasse, vor 1918. Bienenkorb und Biene, SPARE WAS DANN BIST DU WAS. Gusseisen (in einem Stück hergestellt), Boden später verklebt.

Deutschland: Bankspardose der Württembergischen Landessparkasse in Stuttgart, dreißiger Jahre. Vernickeltes Messing; Weißmetall.

Deutschland: Bankspardose,  fünfziger Jahre. Rot- meliertes Bakelit mit aufgenietetem Schild des Bankinstitutes, hier als Muster: "Sparkasse Irgendwo".


Deutschland: Zylindrische Heim-Blechspardose ("Bienenkorb-Form") der Kreissparkasse Köln, 60er Jahre. Eisenblech, lackiert.

Deutschland Plastik-Heimspardose, nach 1950. Transparenter und schwarzer Kunststoff, Bodenschloss.


Bügeleisen-Spardose der Kreissparkasse Bergheim-Erft  (seit 1.1.1931 zur Kreissparkasse Köln gehörend), um 1930. Eisenblech, lackiert, aufgenietetes Aluminiumschild mit eingeschlagener Nummer.

Eintrag in einem Sparbuch der Sparkasse Bergheim über 3 RM Pfand für die gezeigte Spardose, 1931.

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