Schon lange vor der Erfindung der Münze im 7. Jh. v. Chr. benutzte man Waagen, um Edelmetalle als Zahlungs- und Tauschmittel abzuwiegen. Die ersten Münzen erhielten oftmals Namen, die von Gewichten abgeleitet waren, wie Stater (frei übersetzt: "das Gegengewicht") oder Schekel ("das Gewogene"). Der römische As librarius entsprach dem Pfund des Libralfußes, der Dupondius erinnerte noch in der Kaiserzeit an die ursprünglichen "Zweipfünder" der alten Bronzewährung. Spezielle Münzwaagen wurden zu allen Zeiten zum Prüfen von Gold- manchmal auch von Silbermünzen auf Echtheit und Vollgewichtigkeit benutzt. Seit der Einführung vieler unterschiedlicher Goldmünzen in Mitteleuropa blieben sie unerlässliches Hilfsmittel der Kaufleute und Bankiers. Der Waagebalken, meist aus Stahl geschmiedet, wurde mit seinen Messingschälchen und Gewichten in einen handlichen Holzkasten eingesenkt. Große Waagekästen enthalten bis zu 60 verschiedene Münzgewichte. Sie lauten nicht auf Gramm oder Unzen, sondern auf die Münzen, denen sie entsprechen sollten, also Goldgulden, Dukat, Rosenoble usw. Die frühen Exemplare tragen eingeprägte Kennbilder als Symbole für die entsprechenden Münzen, wie den stehenden Kaiser für den Dukat oder ein Schiff für den Schiffsnoble. Zur Unterscheidung von Münzen sind die geprägten Messing-Gewichte häufig rechteckig und nur von einer Seite beprägt.
In Deutschland stammen die meisten Waagen des 16. bis 18. Jh. aus Köln und Nürnberg, sie stellten einen wichtigen Exportartikel für diese Städte dar. Die Kölner Münzwaagen dieser Zeit zählen zu den schönsten; sie sind äußerst zierlich und präzise gearbeitet und ruhen zusammen mit den Gewichten in einem kunstvollen hölzernen Kästchen. Rund 50 Waagenbauermeister und -firmen hat es während dieser Epoche in Köln gegeben, von einigen sind viele, von anderen keine oder nur wenige Waagen erhalten. Die wichtigsten Ursprungsorte ausländischer Münzwaagen waren zu dieser Zeit die berühmten Handelsstädte Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen, Paris, Lyon, Mailand, Genua und Venedig. In der 2. Hälfte des 18. Jh., als der Gebrauch von Goldmünzen für den Kaufmann noch von überragender Bedeutung war, begann sich im Bergischen Land, nordöstlich von Köln, ein neues Zentrum der Münzwaagenherstellung zu bilden. Es gab Werkstätten in Elberfeld, Barmen, Wichlinghausen bei Oberbarmen, Radevormwald, Lennep und Solingen sowie im benachbarten märkischen Bereich. In manchen Familien vererbten sich die Werkstätten durch mehrere Generationen. Nur etwa 60 Jahre blühte dieses Gewerbe im Bergischen Land; seit Mitte des 19. Jh. verlor die Goldmünze und damit auch die Münzwaage ihre Bedeutung, das Papiergeld trat seinen Siegeszug an. Heute prüfen Sparkassen und Banken die bei ihnen durchlaufenden Geldrollen und Säcke mit Hilfe von Geldwaagen auf ihre Vollständigkeit. Auch in jedem Automaten befindet sich eine Waage zum Prüfen der eingeworfenen Münzen. Die historischen Münzwaagen erinnern an die Zeit, in der man den Wert seines Geldes noch mit einem Gewicht nachprüfen konnte. Die hohe Anzahl der Gewichte spiegelt die Menge und die internationale Akzeptanz der damals umlaufenden Goldmünzen wider.
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Funktionen von Münzwagen
Sammlung der Münzwaagen
Münzwaage des 18. Jh. Waagebalken aus Stahl, die Schälchen (oft eins dreieckig) aus Messingblech. Die fragilen Münzwaagen wurden zusammen mit den Münzgewichten in einem speziellen Holzkästchen aufbewahrt.
Bergische Münzwaage des Johan Caspar Mittelstenscheid aus Lennep, um 1790.
Kölner Münzwaage des Eichmeisters Tönnes von Aachen, 1652. Er wurde 1655 wegen Unregelmäßigkeiten abgesetzt.
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